Vor fast genau einem Jahr habe ich Euch in meinem Beitrag Das Ende einer langen Reise von meinem Erfolg im Kampf gegen meine Depression und Angststörung erzählt.
Ich dachte ich hätte den Kampf endgültig gewonnen. Doch zur Zeit habe ich einfach nur Angst vor einem Rückfall.
Ich hatte den Kampf gewonnen
Damals hatte ich es geschafft ohne Antidepressiva zu leben und vor allem das Leben endlich zu genießen. Ich habe im Juni 2018 meiner Krankheit den Kampf angesagt und es folgte ein wirklich hartes Jahr. Ich habe viel an mir gearbeitet, körperlich wie seelisch.
Seit etwa 14 Jahren leide ich an dieser einschneidenden Krankheit, die mir jegliche Freude am Leben genommen hat und mit der ich auch einfach nicht mehr weiter leben wollte und konnte.
Ich konnte die schönste Zeit mit meinen Kindern nicht genießen, weil mir die Angst immer im Nacken sass. Trotzdem habe ich immer versucht das Beste daraus zu machen und meinen Kindern möglichst alles zu ermöglichen. Auch wenn wir meistens mehrere Anläufe gebraucht haben um überhaupt das Haus zu verlassen. Dadurch mussten meine Kinder früh selbstständig werden und haben zum Beispiel kleinere Einkäufe übernommen, weil ich zum Einkaufen nicht in der Lage war. Auf Geburtstagen und Schulfeiern war ich leider meist nicht dabei und saß weinend zu Hause und auch Urlaube waren, wenn überhaupt, nur mit dem Wohnwagen möglich und ich war fast nur am Campingplatz. Jede Fahrt mit dem Auto war eine reinste Qual und von Panikattacken überschattet.
Alleine schon den Alltag zu bewältigen mir 3 Kindern und der Pflege meiner Oma zusammen mit der Krankheit hat mich viel Kraft gekostet und ich war einfach total erschöpft und unglücklich. Vor jedem Ausflug war ich total überfordert und konnte nächtelang nicht schlafen. Ich hätte so gerne mehr mit meinen Kindern unternommen, aber ich konnte oftmals einfach das Haus nicht verlassen. Kinderarzttermine hat mein Mann gemeistert und auch Elternabende und ähnliches und ich selbst war jahrelang nicht beim Arzt.
Diese schreckliche Zeit ist jetzt aber zum Glück seit einem Jahr endlich vorbei. Es hat mich sehr viel Kraft und Tränen gekostet, aber ich habe mein altes Leben fast zurück. Einige Sachen fallen mir immer noch schwer, aber ich bin im letzten Jahr viel unterwegs gewesen, weshalb ich auch keine Muse für meinen Blog hatte. Ich hätte nie gedacht, dass sich das alles nochmal so zum Guten wendet.
Ich hatte mich völlig aufgegeben und habe mich zurück ins Leben gekämpft.
2019 war mein Jahr
Ich habe im letzten Jahr extrem viel mit meinem Mann und den Kindern unternommen. Wir waren öfters an den Wochenenden mit dem Wohnmobil unterwegs, waren im Urlaub in Holland und im Skiurlaub. Wir sind mit Freunden Essen gegangen, war im Kino, auf dem Weihnachtsmarkt und auf Open Air Konzerten. Ich habe endlich mit meinem Mann einen Tanzkurs gemacht, was uns sehr viel Spaß gemacht hat. Wir waren auf Fahrradtouren, in Wildparks und Thermen. Einfach Sachen die ich mir solange gewünscht hatte und die unmöglich waren und von denen ich dachte, ich könne sie nie mehr erleben. Das einzige was noch fehlt, ist ein Urlaub am Meer. Denn das Meer habe ich das letzte Mal als Kind gesehen. Wir hatten eigentlich für Mai ein paar Tage in Dornumersiel an der Nordsee auf dem Campingplatz gebucht, in der ersten Reihe, damit ich immer das Meer sehen kann. Aber leider konnte wir durch Corona nicht fahren und ich hoffe so sehr wir können das irgendwann nachholen.
Ende des Jahres wurde mein Mann operiert und war im Krankenhaus. Selbst diese Zeit habe ich besser überstanden als gedacht und sogar meine Freundin war sehr verwundert und hat mich mehrmals gefragt ob es mir wirklich gut geht. Ich habe es sogar geschafft alleine mit dem Auto 30 Minuten über die Autobahn ins Krankenhaus zu fahren, was bis dahin noch unvorstellbar war. Ich habe zwar gezittert vor Anstrengung und war fix und fertig aber auch überglücklich. Mein Mann hatte Tränen in den Augen als ich ins Krankenzimmer kam. Weil er damit niemals gerechnet hätte. Und ich war wie im Freudentaumel, weil er die OP gut überstanden hatte und ich solche Fortschritte gemacht hatte.
Ich war so glücklich …
Ich war endlich glücklich und fühlte mich so frei wie lange nicht mehr. Vor allem war ich fast nur noch unterwegs und wollte einfach das nachholen was ich all die Jahre verpasst hatte. Meine festen Termine in der Woche waren 1x Yoga, 2-3 x Fitnessstudio, 1-2 x Tanzschule, 1 x Feuerwehr und 1 x Stammtisch. Und dann kam Corona …
Ja ich weiß! Unter Corona leiden wir fast alle … irgendwie. Aber wenn man nach 14 Jahren Dunkelheit, nach einem Jahr Kampf gerade 1 Jahr wieder zurück im Leben ist, können einem diese Kontaktbeschränkungen, die Angst vor der Krankheit und die Angst vor der Zukunft wirklich um Welten zurück werfen.
Es gibt natürlich viele Menschen die die Krise um Einiges schlimmer trifft, sei es wegen der Krankheit selbst, dem Verlust von lieben Menschen oder der Einsamkeit unter der viele leiden. Oder sei es wegen finanziellen Sorgen oder sogar dem Verlust des Jobs oder des Geschäfts. Natürlich versuche ich immer zu denken, mir geht es im Verhältnis noch gut, aber das ist einfach so schwer.
Corona und Depressionen – keine gute Kombi
Wenn man aber unter Depressionen leidet, erscheint einem das Negative viel größer, was in einem solchen Ausnahmezustand extrem schwierig ist.
Die ersten Wochen konnte ich mich noch gut mit Sachen wie Kochen, Brot backen, der Buchhaltung, Gartenarbeit oder Fernsehen schauen beschäftigen, aber so langsam drehe ich am Rad. Ich habe Steine bemalt und sie an Familie und Freunde verschenkt. Außerdem Karten die Mut machen sollen. Ich wollte anderen eine Freude machen in dieser verrückten Zeit.
Wir halten uns weiter an die Kontaktbeschränkungen und sehen Familie und Freunde gar nicht oder nur auf Abstand. Der Kontakt mit Schreiben oder Telefonieren ist auch nicht gerade berauschend, deshalb bin ich gerade ziemlich im Keller mit meiner Stimmung. Irgendwie sind die meisten mit sich selbst beschäftigt und mit ihren Sorgen und habe keine Lust oder Zeit für andere. Wir kennen einige Coronafälle und hatten sogar einen in der Familie. Vielleicht sehen wir das ganze Thema auch deshalb nicht so locker, wie viele andere. Am meisten zu schaffen macht mir die Tatsache, dass man nicht weiß was noch kommt, wie es weiter geht und das viele denken Corona sei keine Gefahr und sehr leichtsinnig sind.
Beschäftigungstherapie für mich
Wir haben uns sogar neue Haustiere in Form von 3 Schildis angeschafft um mich zu beschäftigen und damit ich was neues zu tun habe. Ich gehe täglich große Gassirunden, obwohl die auch schon kürzer geworden sind, wie zum Anfang. Aktuell versuche ich mit Handlettering, Basteln, Rätseln, Ausprobieren von neuen Rezepten und mit der Überarbeitung meines Blogs auf bessere Laune zu kommen und das Tief zu überwinden. Für meinen Mann ist es auch nicht einfach, wenn ich manchmal ohne Grund den ganzen Tag weine oder einfach nur schlafen will, weil ich wieder eine schlaflose Nacht wegen den blöden Ängsten hatte. Ich glaube auch er hat Angst vor einem Rückfall, denn die Zeit war für ihn natürlich auch sehr schwer.
Mir ist natürlich klar, dass an den meisten von uns dieser Virus nicht spurlos vorbei geht und viele Zukunftsängste haben, aber manchmal fehlt einem auch einfach jemand mit dem man sich über seine Gefühle austauschen kann.
Ich sage mir immer wieder: Man muss das Beste aus der Situation machen, aber es fällt einem einfach so schwer nicht zu verzweifeln.
Ich muss wieder lernen umzudenken
Das einzig Gute gerade ist: Ich bin nach einem Jahr wieder zurück auf meinem Blog, zurück bei Euch und ich hoffe ich habe jetzt wieder mehr Muse zu schreiben und Ihr Lust ein Teil meines Blogs zu sein.
Ich werde euch demnächst zeigen, was ich alles so gekocht, gebacken und gebastelt habe die letzten Wochen und auch Gewinne sind bei mir trotz Corona eingetroffen.
Bleibt gesund
Liebe Freya-
das Angstthema kenne ich sehr gut. Ich hatte neben starkem Eisenmangel, den ich eigentlich erst jetzt mit der Menopause in den Griff bekommen habe, auch immer wieder aus unerfindlichen Gründen starke Angstgefühle. Meine Angst- und Kontaktstörung habe ich mit zwei Mitteln gut in den Griff bekommen. Das eine heißt Alphaliponsäure, das andere Carnosin.
Der Vit D Spiegel darf zudem nie unter 40 sinken, was ich nicht wusste, hätte ich nicht nach 10 Jahren die Hebamme meiner beiden Kinder wieder getroffen. Sie hat mit den Rat zu diesen Mitteln gegeben, das hat mich gerettet…
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